Frau Bornematz als Fahrgast

Es war Spätherbst. Dichter Nebel und ein feiner Sprühregen über den ganzen Tag hatte die Nacht zeitschneller als sonst hereingebracht. Jedermann beeilte sich, nach Hause zu kommen. So dachte sicher auch ein Handwerker aus Seeligstadt, der mit seinem Handwagen Waren nach Großröhrsdorf gebracht und sich dabei verspätet hatte. Im flotten Lauf heimwärts begriffen, hatte er bald die Massenei erreicht. Inzwischen war es aber bereits stockdunkel geworden. Er beschleunigte seine Schritte, um möglichst rasch durch den unheimlichen Wald zu kommen. Glücklich war bereits die Steinbachbrücke passiert. Da erschrak er beinahe tödlich. In den leeren Handwagen fiel eine schwere Last wie ein Mehlsack. Niemand war vorher zu sehen oder zu hören gewesen. Was konnte das sein? Hatte das Rattern der Handwagenräder, das weithin durch den stillen Wald schallte, Bornematz angelockt? Sich zu überzeugen, ob der unheimliche Geist auf dem Wagen hocke, hielt er nicht für ratsam. Man konnte nicht wissen, was dabei passieren würde. Ohne Handwagen flüchten, schien noch weniger rätlich. Vielleicht hätte sich dann Bornematz von dem Ausreißer tragen lassen. Erst als er, ohne den Mut gefunden zu haben, die unheimliche Last sich anzusehen, schweißtriefend die ersten Häuser von Seeligstadt erreichte, wich die lähmende Angst. An der Ecke, wo die Großröhrsdorfer „Sieben“ in die Dorfstraße einmündet, tönte plötzlich aus dem Handwagen eine brummige, aber wohlbekannte Stimme: „Hahle do mo oan! Ich will nu aussteich’n un bei Wustmoans nammo einkährn!“

Ein bunter Kranz seltsamer Geschichten spinnt sich um die Bornematzen. Einige davon sind in der urwüchsigen Art und Weise unserer heimischen Mundart wiedergegeben.